Weiter geht es mit unserer Interviewserie zum Saisonstart. Kurz vor dem ersten Worldcup am Wochenende in Heubach/Deutschland präsentieren wir euch dieses Mal unsere beiden Weltmeister Raphael Pils und Dominik Oswald im Doppelinterview. Viel Spaß beim Lesen.

Hallo Jungs, stellt euch doch kurz vor für alle, die euch nicht kennen.

Raphael:
Hi, ich heiße Raphael Pils, bin 18 Jahre alt, wohne in Mauer und fahre leidenschaftlich gerne Trial :) Derzeit bin ich im 2. Lehrjahr in der Ausbildung zum Industriemechaniker. Die meisten kennen mich als sehr ruhige und zurückhaltende Personen, da ich beim Trial immer sehr auf meine Leistung konzentriert und diszipliniert bin. Abseits des Sports bin ich aber recht locker und mache gerne ein paar Späßchen.

Dominik:
Ich bin Dominik Oswald, 16 Jahre alt und wohne in Münchweier (in der Nähe von Freiburg). Ich besuche im Moment die 10. Klasse der Realschule und werde nach meinem Abschluss eine Ausbildung bei der Firma Herrenknecht als Industriemechaniker beginnen. Leider kann ich trotz meiner sportlichen Erfolge keine Profikarriere einschlagen, dazu steckt der Trialsport in Deutschland noch zu sehr in den Kinderschuhen und ich kann die ganzen Reisen und Kosten nicht finanzieren.

Der Winter war lang, kalt und schneereich. Wie heiß seid ihr darauf, dass es endlich losgeht mit der Wettkampfsaison?

Raphael:
Ich bin sehr motiviert in die neue Saison zu starten. Dieses Jahr bin ich kein Juniorenfahrer mehr, sondern muss mich mit den Stars der Szene in der Elite messen. Ich habe versucht mich so professionell wie möglich neben meinem Job vorzubereiten und viel trainiert. Neben den Wettkämpfen freue ich mich jetzt vor allem auch auf die ersten Sonnenstrahlen und Ausfahrten im T-Shirt. Es war lange genug kalt, denn das mag ich gar nicht.

Dominik:
Ich freue mich sehr darauf außerhalb meiner kleinen Halle zu trainieren und hoffe, dass es bald dauerhaft warm genug ist, um draußen im T-Shirt trainieren zu können.  Am Osterwochenende fuhr ich bei den Koxxdays meinen ersten Wettkampf diese Saison und habe gemerkt, dass ich relativ fit aus der Wintersaison herauskomme und freue mich nun umso mehr, dieses Jahr wieder richtig angreifen zu können.

Wie habt ihr im Winter trainiert? Habt ihr euch speziell auf die Saison vorbereitet?

Raphael:
Wie schon die Jahre zuvor habe ich in Rücksprache mit meinem Trainer/Betreuer Thomas Mrohs Höhepunkte für die Saison gesetzt, auf die wir uns speziell vorbereiten wollen und zu denen ich top fit sein möchte. Seit mehreren Jahren lassen wir uns zudem von unserem Krafttrainer Christian Thomas von Langhantelathletik.de beraten. Zusammen erstellen wir bereits im Oktober eine grobe Saisonplanung mit verschiedenen Trainingszyklen für mein Athletiktraining. Im November bin ich dann ins Krafttraining eingestiegen und arbeite meinen Plan ab. Die letzten Jahre war ich sehr mit dieser Planung zufrieden. Neben dem Krafttraining habe ich versucht, so 1-2 Mal die Woche auf dem Rad zu stehen.

Dominik:
Über den kompletten Winter war ich 2 x pro Woche im Fitnessstudio und habe dort meinen Trainingsplan fleißig abgearbeitet. Zuerst habe ich Übungen zum Kraftaufbau absolviert, die letzten Wochen dann mehr in meine Maximalkraft und Sprungkraft investiert.  Zudem war ich meistens noch 2 x die Woche in meiner kleinen Halle auf dem Rad, um das Gefühl für das Rad nicht zu verlieren.

Dominik Oswald 16 Jahre Weltjugendspielesieger 2012

 

Das Krafttraining spielt mittlerweile eine wichtige Rolle im Trial und ist nicht immer so locker. Geht ihr dennoch gerne in den Kraftraum? Was sind eure Lieblingsübungen?

Raphael:
Ab einem gewissen Niveau muss man meiner Meinung nach in den Kraftraum gehen. Vor allem um die Sprungkraft zu entwickeln/verbessern und auch die Haltemuskulatur zu kräftigen, um einen Ausgleich zum Trial zu schaffen. Ich bin sehr diszipliniert und sicherlich hat mir das regelmäßige Krafttraining geholfen, so erfolgreich zu sein. Zu meinen Lieblingsübungen gehören die Kniebeugen, ebenso Reißen und Umsetzen aus dem Gewichtheberbereich.

Dominik:
Zu Beginn des Krafttrainings war es hart, sich jedes Mal für das Training zu motivieren. Sobald ich aber gemerkt habe, dass mich das Krafttraining weiterbringt, hatte ich immer mehr Motivation im Fitnessstudio und wollte immer mehr erreichen. Das Krafttraining wurde zu einer willkommenden Abwechslung und mittlerweile gehe ich recht gerne pumpen ;) Meine Lieblingsübung sind die tiefen Kniebeugen, die geben so richtig Power. Nicht so gerne trainiere ich meinen Bauch, da stellen sich leider nicht so schnell Erfolge beim Training ein.

Auf welchen Rädern werden wir euch dieses Jahr sehen?

Raphael:
Dieses Jahr werde ich mit einem Ozonys an den Start gehen. Ich freue mich mit Ozonys und Carles Diaz von Trial-World tolle neue Partner gefunden zu haben, die mich unterstützen und viel Erfahrung im Trialsport haben. Mit Monty hatte ich meine größten Erfolge, aber nun ist es Zeit für ein neues Kapitel und ich freue mich darauf. Ich denke bei meinen neuen Partnern Ozonys und Trial-World bin ich gut aufgehoben, sie haben tolles und konkurrenzfähiges Material und freue mich auf die Zusammenarbeit.

Dominik:
Wie immer werde ich dieses Jahr wieder ein Hoffmannbike fahren, das mit Trialtech Komponenten ausgerüstet ist. In diesem Punkt gibt es keine Veränderungen dieses Jahr bei mir  und ich bin mit meinem Setup sehr zufrieden.

Raphael Pils Junioren Weltmeister 2012


Was sind eure Ziele für dieses Jahr?


Raphael:
Wie schon das letzte Jahr ist die Zielsetzung bei den Worldcups in das Finale zu fahren. Da ich dieses Jahr bei der EM und WM in der Elite starte, habe ich noch nicht so hohe Ansprüche und muss mich sicherlich erstmals bei den ganzen Stars beweisen. Bei der EM und WM schaue ich was geht und hoffe ebenfalls auf eine Finalteilnahme.

Dominik:
Mein größtes Ziel für die Saison 2013 wird der erneute Gewinn der Weltjugendspiele sein. Da ich dieses Jahr zum letzten Mal an den Weltjugendspielen teilnehmen darf, ist der Reiz zu gewinnen umso größer. Zudem werde ich auch bei den Worldcups und hoffentlich auch bei der Europameisterschaft starten und hoffe auch verletzungsfrei durch die Saison zu kommen.

Werdet ihr somit versuchen alle Wettkämpfe dieses Jahr zu fahren?

Raphael:
Dieses Jahr werde ich auf jeden Fall bei der DM am Start sein, aber auch wieder bei mehreren Worldcups wird man mich sehen. Zur Vorbereitung auch bei verschiedenen Regionalmeisterschaften, vor allem bei der Süddeutschen Meisterschaft. Wenn ich mich qualifiziere, dann starte ich auch bei der EM. Die WM in Südafrika wird recht teuer, eine Teilnahme halte ich mir offen und entscheide je nachdem wie die Saison verläuft und ob ich im Nationalkader bin.

Dominik:
Dieses Jahr werde ich an meinen ersten World Cups teilnehmen. Es ist schon cool gegen alle Stars der Szene zu fahren, auch gegen bzw. mit meinen erfahrenen Teamkollegen Matthias und Raphael. Druck mache ich mir keinen, sondern ich will bei diesen Wettkämpfen mit meiner eigenen Leistungen zufrieden sein und Spaß am Sport haben. Wenn die Zeit es zulässt, würde ich dieses Jahr gerne noch ein paar Trialer Freunde im Ausland besuchen. Auch an der 26" Deutschen Meisterschaft will ich dieses Jahr wieder teilnehmen und sehen, was nach einer Woche Training mit meinem alten 26" Rad möglich ist.

Am Wochenende steht der erste Worldcup in Heubach an, wie fit seid ihr so früh in der Saison?

Raphael:
Die Vorbereitung lief recht gut, bis ich mir letzte Woche einen Infekt eingefangen habe und Antibiotika nehmen musste. Das hat meinen Trainingsplan etwas durcheinander gebracht. Zudem habe ich erst seit wenigen Tagen das neue Rad. Ich fahre recht unbedarft zum ersten Worldcup. Es ist noch recht früh in der Saison und ich bin gespannt, wie es läuft. Das Ergebnis ist aber noch sekundär für mich.

Dominik:
Im Moment habe ich wichtige Abschlussprüfungen in der Schule und muss auch direkt nach dem Worldcup auch wieder Klausuren schreiben.  Trotzdem freue ich mich tierisch, endlich bei den Worldcups starten zu können und mich mit meinen Vorbildern zu messen. Ich  denke das Training den Winter über war gut und ich bin gespannt, wie es wird. Auf jeden Fall werde ich sicherlich viel Erfahrung sammeln.

Was ist eure Lieblingstechnik auf dem Rad? Was machst Ihr nicht so gerne und warum?

Raphael:
Meine beste Technik ist der Treter, aber auch meine Rollertechnik hat sich deutlich über den Winter verbessert. Zu meiner schwächeren Technik gehört der Praller, wobei der sich in letzter Zeit auch verbessert hat. Beim Prallern sind mir schon des Öfteren Gabeln abgebrochen, daher bin ich da immer etwas vorsichtig und habe diese Technik nicht so gerne geübt.

Dominik:
Eine spezielle Lieblingstechnik habe ich nicht, aber Coustel und Sidehop mache ich schon gerne, vor allem wenn jetzt die Power kommt und ich neue Höhen schaffe. Nicht gerne fahre ich Roller über Schanzen, da dort schon viele Versuche bei mir schmerzhaft geendet haben...

Viele Fahrer hören vor dem Wettkampf Musik. Habt ihr ein spezielles Lied, das euch vor dem Wettkampf oder Training pusht?

Raphael:
Bei meiner ersten WM in Kanada haben wir ein paar CD’s dabei gehabt. Da war gerade House/Electro recht in und wir haben den Song „No Superstar“ gehört. Das hatte mich damals gepushed, weil der Beat recht cool ist. Das Lied höre ich heute noch gerne, weil es mich an den coolen Trip erinnert und mich antreibt.

Dominik:
Es gibt viele Lieder, die ich gerne vor einem wichtigen Wettkampf höre. Beim Abgehen von Sektionen ist es meistens chilligere Musik, zum Beispiel von Paul Kalkbrenner. Kurz vor dem Warm Up höre ich dann lieber Rock, um richtig motiviert zu sein.

Apropos Erinnerungen an alte Wettkämpfe, was war eigentlich euer Lieblingswettkampf letztes Jahr?

Raphael:
Ganz klar die WM in Saalfelden. Nicht nur weil ich dort zum 2. Mal Weltmeister wurde, sondern weil der Wettkampf an sich die nötige Aufmerksamkeit bekommen hat, die der Trialsport verdient. Mit zahlreichen und begeisterten Zuschauern und richtig guter Stimmung an den Sektionen. Das Finale in der Stadt war echt ein toller Event.

Dominik:
Der eindeutig beste Wettkampf 2012  waren die Weltjugendspiele in Poitiers/Frankreich. Dort lief alles perfekt für mich. Zudem war auch die DM in Neuburg ein cooler Event. Neben den Wettkämpfen gehe ich auch gerne zu Streetsessions.  Meine Lieblingslocation ist hier Köln, wo auch der Trial Jam in der Halle stattfindet, was ebenfalls ein sehr cooler Event jedes Jahr ist.

Ihr habt Glück, mehrere gute Fahrer und erfahrene Trainer im Team zu haben und könnt euch gegenseitig unterstützen. Aber mit wem würdet ihr gerne mal neben dem Team trainieren und warum?

Raphael:
In den letzten Jahren hatte ich echt das Glück mit Thomas und Matthias trainieren zu können, die haben mich zu diesem Erfolg gepusht, den ich die letzten Jahre hatte und mich immer gut betreut, vielen Dank!! Der Trialsport entwickelt sich im Moment weiter und einer der im Moment gut vorlegt und an der Entwicklung des 20“ stark beteiligt ist, ist Abel Mustieles. Neben seiner unglaublichen Power und Schnelligkeit, hat er auch einen perfekten Fahrstil und eine unglaublich saubere Technik auf dem Rad, von der man sich einiges abschauen kann. Daher würde ich gern mal mit ihm zusammen trainieren und von ihm lernen wollen.

Dominik:
In diesem Punkt kann ich sozusagen zurzeit meinen Traum leben und bin froh, so tolle Unterstützung von meinem Team zu bekommen. Mit Matthias war ich vor kurzem in Holland. Ich finde es sehr cool, wenn man mit Topfahrern aus  anderen Ländern trainieren kann, wie zum Beispiel auf der "Zero Gravity Expo" mit Rick Koekoek oder Andrei Burton.  Ein Grund dafür gibt es nicht, es ist wohl die Abwechslung und einfach andere Eindrücke, die mich reizen. Aber trotz allem bin ich dann wieder ganz froh, wenn ich im eigenen Team bin, deutsch reden kann und alles verstehe ;)

Vielen Dank an euch Jungs und viel Erfolg in Heubach!


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