Die Mountainbike und Trial Weltmeisterschaft im schweizerischen Champery war ganz klar der Saisonhöhepunkt für die Teamfahrer von Extreme Bike Sports. Vor allem Juniorenfahrer Raphael Pils hatte sich akribisch auf diesen Wettkampf vorbereitet, um ganz vorne mitzumischen. Sein härtester Konkurrent war der ein Jahr ältere Marius Merger aus Frankreich, der Raphael bei allen Worldcups geschlagen hatte. Schon zu Beginn der Qualifikation zeichnete sich ein spannendes Duell der beiden Junioren ab. Raphael fuhr einen sehr sicheren Wettkampf und profitierte von seiner mentalen Stärke, indem er sein Können umsetzte und sich von anderen Spitzenleistungen nicht beeindrucken ließ. Am Ende gewann er die Qualifikation und konnte ein erstes Ausrufezeichen setzen. Samstagmittag stand dann endlich der wichtigste Wettkampf der Saison an, das Finale der Mountainbike und Trial Weltmeisterschaft. Die Sektionen waren schwer gesteckt und verlangten von den Fahrern alles ab. Teamchef Thomas Mrohs war extra angereist, um Raphael bei diesem wichtigen Wettkampf zu betreuen. Die Strategie war von vorne herein klar: so nah wie möglich am Limit fahren und sich nicht von der Konkurrenz beeindrucken lassen. Die ersten Sektionen konnte Raphael dieses Ziel gut umsetzen und sammelte kaum Strafpunkte. Trotz einiger Rückschläge, wie den 10 Punkten aus den beiden Steinsektionen, blieb Raphael fokussiert. Er schaffte als einer der wenigen Fahrer die schwere Betonröhrensektion und glänzte in der extrem rutschigen Ölfasssektion mit nur einem Strafpunkt. Die Spannung war groß, denn nach der ersten Runde führten Raphael und Marius punktgleich mit 13 Strafpunkten das Feld an. Die 2. Runde wurde zur Nervenschlacht. Jeder Punkt kann entscheiden. Raphael drehte richtig auf und behielt trotz einer nicht nachvollziehbaren Punktrichterentscheidung (5 Strafpunkte in Sektion 5) die Nerven.  Die anschließende fehlerfreie Leistung in der schweren Steinsektion brachte Raphael auf Titelkurs. Der Franzose war nun unter Druck, patze  und machte fünf Strafpunkte in derselben Sektion. Die letzte Sektion sollte die Entscheidung bringen. Mit einem Vorsprung von 3 Punkten stand Raphael die schwerste Sektion noch bevor. Raphael blieb ganz cool, fuhr konzentriert und hatte sein Ziel vor Augen. Er rollte aus der Sektion, der Punktrichter zeigte 2 Strafpunkte und Raphael war somit neuer Juniorenweltmeister. Der Jubel war groß und das komplette deutsche Team (Fahrer, Betreuer und Fans) freute sich für Raphael. Auch Teamchef Thomas war begeistert: "Raphael ist unglaublich. Er ist sehr professionell und hat diesen Titel mehr als verdient. Wir haben so hart gearbeitet und nun hat sich alles ausgezahlt. Mit 17 Jahren hat Raphael es als einer der wenigen Fahrer geschafft, alle drei großen Titel (Weltmeister, Europameister und Deutscher Meister) in einem Jahr zu gewinnen. Respekt!"

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In der Eliteklasse war Matthias am Start. Nach dem Gewinn des 3. Platz im Gesamtworldcup war er hoch motiviert, dieses Ergebnis bei der Weltmeisterschaft zu bestätigen. Leider erwischte er keinen guten Start in der Qualifikation und lag nach der ersten Runde nicht auf Finalkurs. Er steigerte sich jedoch in Durchgang zwei und drei und zog überglücklich als Achter ins Finale ein. Ein Ergebnis, das vor allem die Betreuer und Fans viele Nerven kostete. Im Finale warteten schwere Brocken auf die Fahrer, denn wie auch bei den Junioren, wurden die Sektionen noch einmal enorm erschwert. Matthias kämpfe sich von Sektion zu Sektion und konnte noch einige Plätze gut machen. Am Ende musste er sich mit Platz 6 zufrieden geben, was aber keinerlei Enttäuschung im Weltklassefeld war. Er bestätigte seine gute Saisonleistung und wurde sogar noch mit einer Medaille belohnt. Zusammen mit dem deutschen Team konnte er die Silbermedaille im Mannschaftswettbewerb gewinnen.

Die Weltmeisterschaft ist zu Ende und die Wettkampfsaison klingt mit den letzten Regionalmeisterschaften aus. Das Jahr 2011 war das erfolgreichste für das Team. Neben dem Triple von Raphael konnten auch die anderen Teamfahrer tolle Platzierungen erzielen. Mehr dazu im nächsten Bericht zum Saisonabschluss.

Bilder gibt es wie immer in unserem Flickr Stream
Video vom WM FInale mit Raphael, vielen Dank an Björn Henrici
Video vom WM Finale mit Matthias, vielen Dank an Sebastian

Interview mit Raphael Pils

Vor 2 Wochen hast Du die Juniorenweltmeisterschaft gewonnen. Hast Du diesen Erfolg schon realisiert und konntest Du deinen Titel feiern? Wie haben Familie, Freunde, Verein und Umfeld auf den Titelgewinn reagiert?
Die WM war ganz klar der Höhepunkt der Saison. Nach dem Vizetitel im letzten Jahr wollte ich angreifen und habe hart dafür gearbeitet. Das Finale lief nicht ganz optimal, ich blieb aber fokussiert und gab mein Bestes. Direkt nach der Veranstaltung war ich mega happy, mein Ziel erreicht zu haben. So richtig realisiert habe ich das alles erst ein paar Tage danach. Zum Feiern bin ich leider noch nicht gekommen, da ich direkt nach der WM mit meiner Ausbildung begonnen habe. Hier besteht ganz klar Nachholbedarf :) Zum Titel bekam ich neben den vielen Glückwünschen aus meinem Umfeld auch noch einen super Empfang bei unserem Verein, zusammen mit den anderen Medaillengewinnern vom MSC Schatthausen.

Vor der WM war Marius Merger dein Hauptkonkurrent und der große Favorit auf den Titel.  Er hatte Dich bei allen Worldcups geschlagen. Wie hast Du dich vor der WM motiviert und es geschafft, im Vorlauf sowie im Finale siegreich zu sein?
Bei diesem Punkt war meine Freundin eine große Stütze, die mir immer Mut und Selbstvertrauen zugesprochen hat. Leider konnte sie nicht live dabei sein und drückte zu Hause die Daumen. Eine weitere große Stütze war Teamchef und Trainer Thomas Mrohs. Wir haben im Vorfeld die Worldcups analysiert und eine Strategie ausgearbeitet. Wir setzten darauf, dass Marius Merger unter Druck stehen würde und sahen genau darin unsere Chance. Mein Ziel war es von Beginn an konzentriert zu fahren, an mich zu glauben und meine Stärken umzusetzen. Der Rest lief dann von alleine.

Das Finale war äußerst spannend. Es sah mehrmals sehr schlecht für Dich aus. Ein unglücklicher Fünfer sowie eine nicht nachvollziehbare Punktrichterentscheidung warfen Dich zurück. Hat Dich das während des Finales belastet oder hattest Du zwischenzeitlich Angst, dass es mit den Titelchancen vorbei sein könnte?
Ich hatte keineswegs Angst um den Titel bzw. daran habe ich nie gedacht. Mir war es wichtig, frei zu fahren und mein bestmögliches zu geben, so dass ich am Ende des Wettkampfes mir keine Vorwürfe machen konnte, Punkte verschenkt zu haben. Ich selbst versuche von Sektion zu Sektion zu denken und halte von voreiligen Rechenspielen nicht viel. Der Wettkampf ist erst beendet, wenn alle Fahrer ihre Karte abgegeben haben.

Zum Finale war dein Teamchef und "Mentor" Thomas Mrohs dabei und hat Dich betreut. Zusammen mit Ihm und dem Team hast Du jetzt in 2 Jahren 5 von 6 möglichen Titeln geholt (2 x Deutscher Meister, 2 x Europameister und nach der Vizeweltmeisterschaft letztes Jahr jetzt den Titel Juniorenweltmeister 2011). Welchen Anteil haben er und das Team an deinem Erfolg?
Thomas ist maßgeblich ,,schuld´´ an meinen Erfolgen. Es fängt bei der Trainingsplanung an und endet bei der Betreuung bei den Wettkämpfen. Wir sind mittlerweile ein sehr eingespieltes Team und optimal abgestimmt. Er weiß genau, was er während eines Wettkampfs zu mir sagen kann und was nicht. Zudem findet er immer ein offenes Ohr bei allen Problemen/Unstimmigkeiten. Wir haben ein optimales Arbeitsklima im Team und besprechen alles offen, um unsere Ziele zu erreichen. Des Weiteren ist er auch neben dem Sport ein guter Freund, der mich in schwierigen Situationen immer unterstützt und gute Ratschläge für mich parat hat. Das gleiche gilt auch für die anderen Teamfahrer. Wir harmonieren sehr gut miteinander und haben geimsam viel Spaß.

Alle internationalen Wettkämpfe sind vorbei, wie geht es jetzt für Dich weiter nach so einem Erfolg (persönlich und sportlich)?
Sportlich fahre ich jetzt einen Gang runter und konzentriere mich auf meine Ausbildung. Zudem genieße ich meine Freizeit mit meiner Freundin und unternehme viel mit meinen Freunden, die während der Saison zu kurz gekommen sind. Ich gehe immer dann trainieren, wenn ich Lust habe. Zudem steht demnächst noch meine Führerscheinprüfung an. Ende Oktober starten wir schon wieder locker in die Vorbereitung und das Spiel beginnt von neuem…

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